19.07.2008

Was ist los in Sri Lanka?

Diese schockierende Dokumentation fasst in etwa alles was gesagt werden muss zusammen. Ich habe leider keine Zeit den Rest des Artikels zu updaten.
 



















Nicht viel erfährt man in den Medien über Sri Lanka, das ehemalige Ceylon. Immer wieder hört man von Selbstmordanschlägen und Militäraktion auf der südasiatischen Insel. Doch inzwischen versucht die Regierung Sri Lankas mit aller Schärfe den Konflikt zu beenden. Die Armee Sri Lankas konnte nun mithilfe brutaler Taktiken und Deportationen diverse Erfolge gegen die Rebellentruppe der LTTE (Liberation Tigers of Tamil Eelam) erzielen.

Im Folgenden ein kleiner Überblick über die Geschichte und die Situation in Sri Lanka:

Die Bevölkerung Sri Lankas gliedert sich folgendermaßen:
Knapp dreiviertel der Bevölkerung sind Singhalesen, knapp ein fünftel Tamilen, welche somit die größte Minderheit in der Bevölkerung Sri Lankas stellen. Daneben gibt etwa 8% Muslime, Nachkommen von arabischen Händlern, welche primär die tamilische Sprache benutzen. Diesen wurden aber Anfang der 90er Jahre von der LTTE aus den nördlichen Regionen Sri Lankas vertrieben. Nur wenige kehrten nach einer Entschuldigung der LTTE 2002 wieder in die Region zurück.
Der Großteil der Singhalesen ist buddhistische eingestellt, wohingegen der Großteil der Tamilen hinduistisch ist. Weltweit gesehen gibt es etwa 80 Millionen Tamilen, die meisten leben im Süden Indiens, wo sie dank einer föderalen indischen Staatsstruktur ihren Wunsch nach einem eigenständigen Staat aufgeben haben. Tamilen haben eine eigene Sprache, eine 2000 Jahre alte Literaturgeschichte und eine eigene Kultur. Die 3 Millionen Tamilen Sri Lankas unterscheiden sich aber wiederum in zwei weitere Gruppe. Zum Einem die Ceylontamilen im Norden und Osten des Landes (Region wird als Tamil Eelam bezeichnet) und zum Anderen die indischstämmigen Tamilen (Hochlandtamilen) in Zentral-Sri Lanka. Beide Gruppierungen sehen sich separat. Die indischstämmigen Tamilen wurden während der Kolonialzeit von den Briten nach Sri Lanka zur Arbeit auf den Teeplantagen gebracht.

Interessant bei diesem Konflikt ist immer wieder diese stupide Frage danach, wer denn zuerst auf Sri Lanka war. Die Tamilen oder die Singhalesen? Jedes Volk erhebt eigene Ansprüche auf Teile der Insel bzw. auf die ganze Insel. Wer wirklich zuerst da war lässt sich a) nicht klären und sollte b) irrelevant sein.

Die Geschichte des Konflikts:
1948 wurde Ceylon von Großbritannien unabhängig, nachdem die Briten zuvor die ganze Insel zu einer ihrer Kronkolonie gemacht hatten und somit die einzelnen tamilischen und singhaleischen Königreiche auflösten. Dadurch begann ein singhalesisch-buddhistischen Nationalismus, welcher darin resultierte, dass 1956 Sinhala zur einzigen offiziellen Sprache wurde und Tamilen, welche dem Englischen und Tamilischen mächtig waren, marginalisiert wurden. Es folgten diverse antitamilische Progrome und staatlichunterstützte Diskriminierung nahm zu, denn die mehrheitlich singhaleische Regierung sah in den von den Briten bevorzugten Tamilenminderheit eine Gefahr, da diese während der Kolonialzeit beispielsweise eine bessere Bildung genoßen und in höheren Positionen innerhalb der Kolonialverwaltung vertreten waren. Des Weiteren brachten die Briten viele indischstämmige Tamilen nach Sri Lanka, um dort auf den Teeplantagen zu arbeiten. Diese leben heute aber vorzüglich im Hochland Zentral-Sri Lankas und nicht wie die Ceylontamilen im Norden und Osten der Insel.
Man sollte die Ursache des Konfliktes aber nicht auf die Kolonialzeit und deren Folgen reduzieren. Bereits vor der Kolonialzeit kam es immer wieder zu Kämpfen zwischen den tamilischen und singhalesischen Königreichen Ceylons.
1972 folgten die Umbenennung in Sri Lanka (Das glänzende / prächtige Land), eine neue Verfassung (Buddhismus soll als Religion bevorzugt behandelt und geschüzt werden, die singhalesische Sprache wird noch bedeutender; ein Affront gegen die Tamilen) sowie die Bildung der ersten militanten tamilischen Gruppen, u.a. die LTTE. 1978 wurde ein Präsidialsystem eingeführt. 1983 löste die Ermordung 13 singhaleischer Soldaten durch die LTTE den Bürgerkrieg aus, der bis heute andauert. Auf beiden Seiten kam es zu Massakern und antitamilischen Progromen mit bis zu 5000 getöteten Tamilen. Die LTTE fordert mit aller Gewalt einen unabhängigen Tamilenstaat im Norden und Osten der Insel, indessen unterdrücken das staatliche Militär und die Polizei jeglichen Widerstand und gehen rücksichtlos gegen die tamilische Zivilbevölkerung vor. 1987 wurden den Tamilen weitgehende Autonomie zugesprochen. Doch 1990 nach dem Abzug der indischen (Friedens-)Truppe, welche ein Friedensabkommen sichern sollten, eskaliert die Lage erneut.
2002 kam es nach über 65000 Toten zu einem erneuten brüchigen Waffenstillstand. 2008 kündigte die Regierung Sri Lankas den Waffenstillstand offiziell und versprach die Vernichtung der LTTE. Man schätzt Anfang 2008 die Anzahl der Toten auf über 700000. Die Regierung intensivierte den Krieg und erhöhte die Ausgaben für den Krieg auf täglich knapp 4 Millionen US-Dollar. In der Armee dienen über 180.000 Soldaten (dreimal soviele wie in Australien, was in etwa genauso viele Einwohner wie Sri Lanka hat). Bereits 2007 konnte die srilankalische Armee östliche Provinzen der Inseln wieder unter ihre Kontrolle bringen.
Insgesamt ist Sri Lanka reich an Bodenschätzen, was den Konflikt weiter anheizt.

Die LTTE, welche teilweise die alleinige Kontrolle über Provinzen im Norden der Insel hat, besitzt einen mächtigen Propagandaaapparat. Sie zelebrieren einen Führerkult um den Obersten Kommandanten Prabhakaran. Er sei ein Sonnengott oder eine Inkarnation der hinduistischen Götter Vishnu oder Murugan und damit ist jede Kritik an ihm innerhalb der Gruppierung verwerflich. Innerhalb der LTTE entstand ein Todeskult, Selbstmordanschläge werden verübt (Black Tigers) und Kindersoldaten eingesetzt. Durch Selbstmordanschläge starben unter anderen Rajiv Gandhi und der srilankalische Präsident Premadasa.
Die LTTE strebt die Alleinherrschaft über einen monoethnischen tamilischen Staat im Norden und Osten Sri Lankas an. So bekämpfte sie nicht nur die singhalesisch-dominierte Regierung Sri Lankas, sondern auch andere tamilische Organisationen, welche eine gemäßigte Politik gegenüber den Singhalesen und Indien vertraten. Die LTTE besitzt Einheiten zu Lande, zu Wasser und sogar in der Luft und wird (u.a.) von Nordkorea unterstützt. Man schätzt die Truppenstärke der LTTE auf 7000 Soldaten. Sie wird von vielen Staat als terroristisch eingestuft.

BBC Dokumentation:
Teil 1

Teil 2

Teil 3


Quellen / Links:
TP - Sri Lanka will Rebellen 2008 besiegen
TP - Regierung Sri Lankas vertreibt Tamilen aus Colombo
Bilder - Wiki Commons
Spiegel Wissen - Sri Lanka
Wikipedia - Anschläge verübt von LTTE
NZZ - Mindestens 21 Tote bei Bombenanschlag auf Bus in Sri Lanka
BBC - Sri Lanka's east in shadow of war
DiePresse - 43 Tote bei Kämpfen in Sri Lanka

Update (21.07.08):
DiePresse - "Tamil-Tiger"-Rebellen auf der Verliererstraße
NZZ - Truppen in Sri Lanka nehmen Rebellenstützpunkt ein

Die srilankalische Armee konnte einen Rebellenstützpunkt im Norden der Insel einnehmen und damit die Rebellenorganisation weiter schwächen.

1 Kommentar:

arprin hat gesagt…

Danke für die Zusammenfassung, soweit ich weiß herrscht ja jetzt Frieden dort.